Der Gedanke entfiel mir und brummte wie eine Hummel knapp über dem Fußboden Richtung Tür. „He, Augenblick. Du da, Gedanke, ich brauch Dich noch. Einfach abhauen ist nicht!“ Im nächsten Moment hatte sich der Gedanke in einen kleinen sabbernden Hund verwandelt, der schwanzwedelnd vor mir auf und ab hüpfte: „Spielen? Spielen? Ja? Ja? Ja? Du willst mit mir spielen? Au fein! Fein! Fein! Spielen! Spielen! Spielen!“ „Nein, ich dachte eher an arbeiten! Spielen können wir ein anderes Mal. Jetzt arbeiten wir, so wie es erwachsene Menschen tun!“ Eine langbeinige Blondine setzte sich mit einer lasziven Bewegung rittlings auf meinen Schoß und strich ihre wallende Mähne nach hinten: „Stören Dich nicht meine langen blonden Haare?“ Dunkel. Sie hatte mich zwischen ihre riesigen Brüste gepresst. „Ähm, stören…ähm, nein….doch…ähm, stören nicht direkt…aber…ähm… ich meine, ein anderes Arbeiten, so richtig arbeiten halt.“ „Heiho, heiho, heiho, heiho… Heiho, heiho, wir sind vergnügt und froh Heiho heiho heiho heiho heiho, wir sind vergnügt und froh!“ Die sieben Zwerge marschierten mit Spitzhacke und Grubenlampe durch meine Arbeitszimmer und begannen den Boden wahllos aufzuhacken.
„Stopp sofort aufhören“, schrie ich und sah in sieben entsetze Augenpaare, „ich habe hier nämlich zu arbeiten, ohne Arbeiten keine Geld und ohne Geld kein Essen und ohne Essen kann ich nicht denken und ohne Denken keine Gedanken. Die kleinen Gedanken sterben dann als erstes. Du setzt Dich jetzt da hin, damit ich mit Dir arbeiten kann!“ Kaum hatte ich das ausgesprochen, lag ein kleines, graues Etwas auf meinem Schreibtisch. Ich drehte und wendete den Gedanken ein wenig hin und her und versuchte ihn aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. „Hm?!“ Viel war an dem Gedanken nicht dran. Glatt, keine Ecken und Kanten, nichts an dem man anpacken konnte. Der Gedanke begann leicht zu zittern. „Gnihi“. Ich ignorierte ihn und versuchte herauszufinden, ob es vielleicht doch nur ein oberflächlicher Gedanke war. Der Gedanke wackelte etwas stärker. „Gnihihi “. „Gedanke!“, sagte ich so streng, wie es mir gerade noch möglich war. „Gnihihi hihihi“. Jetzt konnte ich auch nicht mehr an mich halten. Keine zwei Sekunden später wälzte ich mich giggelnd und gaggelnd mit dem Gedanken über den Fußboden. Tränen schossen in meine Augen und der Bauch schmerzte vor Lachen. „Oh mein Gott, aufhören“
„Ja, mein Sohn, Du wünschst?“ Neben mir saß der Gedanke mit einem langen ebenso weißen Bart wie sein Wallegewand. „Dass Du verschwindest! Ich will, dass Du endlich verschwindest! Hau ab! Los, geh weg!“ Eine in tränenaufgelöste Sechzehnjährige schlurfte schluchzend zur Tür „ Er hat mit mir Schluss gemacht. Er will mich nicht mehr sehen.“ An der Tür drehte sie sich plötzlich als Dirty Harry mit Zigarillo im Mundwinkel und Magnum im Anschlag um. „Du wirst mich nicht mehr los. Ich werde wie die Fliegen an deinem Arsch kleben“. Sprachs und schon summte der Gedanke um meine Kopf. Mir wurde klar: Gedanken kann man nicht loswerden. Vor allem nicht, wenn sie lästig sind. Es gibt da nur eine Möglichkeit. Einen einziges Raum, in den man einen Gedanken bannen kann. Ich begann zu schreiben….