Männergruppe

Männergruppe

Ist mir doch egal, dass ich aus der Männergruppe  geflogen bin. Geh ich da halt nicht mehr hin. War so oder so blöd da, seit der Herbert in die Gruppe gekommen ist. Der hat mich von Anfang an gemobbt. Das fing schon beim Singkreis an. Da hat der mir immer mit dem Stäbchen von der Triangel in die Seite gepiekt. Ganz fies, so dass die Anneli, die unsere Gruppenleiterin ist, das nicht gesehen hat. Ich hab ihm dann meine Blockflöte auf den Kopf gehauen. Da ist er gleich ganz theatralisch von seinem Stuhl gekippt, als hätte ich ihm die Eigernordwand auf den Kopf geworfen. Dabei war das gar nichts. Nur ein bisschen auf den Kopf geklopft habe ich ihm, fast schon gestreichelt. Natürlich war ich sofort der Böse. Alle sind um den Herbert rumgestanden, haben ganz besorgt geguckt und gefragt, ob sie einen Krankenwagen holen sollen. Ich musste zur Strafe fünf Mandalas ausmalen. Damit ich mich beruhige, hat die Anneli gesagt. So ein Blödsinn, ich war ganz ruhig. Der Herbert war nicht ruhig, der lag auf der Erde und hat die ganze Zeit gejammert. Sogar noch als ich fertig war mit Mandalaausmalen. Er hätte bestimmt einen Schädelbasisbruch, hat er immer gerufen. Mich haben alle böse angesehen. Dabei wussten die genau, dass der Herbert mich zuerst gepiekt hat. Ich hab dann auch nicht mehr mitgemacht beim Singkreis und gesagt, sie sollten sich doch jemand anderes für das Blockflötensolo bei „Ein Vogel wollte Hochzeit machen“ suchen, ich würde das nicht mehr spielen.  Nachmittags ging es dann weiter. Beim Völkerball war der Herbert schon wieder quietschfidel, keine Spur mehr von Schädelbasisbruch. Natürlich musste er unbedingt Himmelmann sein, sonst würde er sofort wieder Kopfschmerzen bekommen, sagte er. Der Dirk, der die Völkerball AG macht, hat dann auch ganz mitleidig geguckt und gesagt sie sollten den Herbert doch mal Himmelmann sein lassen, der habe ja einen ganz schlimmen Tag gehabt. Dabei hat er mich dann strafend angesehen. Zum Glück war ich in der anderen Mannschaft. Lief auch alles super. Bis zum Schluss als es eng wurde. Da habe ich den Herbert mit einer Blutgrätsche umgesenst. War ein taktisches Foul. Ehrlich. Herbert lag auch sofort wieder auf dem Boden und hat geschrien wie am Spieß, er könne seine Beine nicht mehr spüren. Und der Dirk hat gesagt, dass wäre jetzt nicht nett von mir gewesen. Ich solle in die Mitte kommen, einen Baum imaginieren und tief in den Boden atmen. Das würde mir helfen, meine unterdrückten Aggressionen zu bewältigen. Ich hab ihm dann gesagt, dass er sich seinen Baum rektal einführen könne, sein Arschloch sei ja groß genug. Da ist der Dirk ganz aufgeregt geworden und hat gesagt ich soll jetzt rausgehen und wenn ich mich besonnen hätte, dürfte ich wiederkommen. Mann war ich sauer. Noch nicht mal meine eigene Mannschaft hat mir geholfen. Haben alle keine Eier. In der Umkleidekabine stand dann Dirks Sporttasche. Da habe ich ihm einfach was von meiner ABC-Wärmesalbe in die frische Unterhose geschmiert. Danach bin ich wieder reingegangen und habe so getan, als wäre alles wieder O.K. Habe sogar ein bisschen einen Baum imaginiert. Hat sich gelohnt. War das ein Spaß nach dem Duschen. So richtig gemerkt hat es der Dirk erst, als er die Jeans schon an hatte. Ganz still ist er geworden und dann haben sich kleine Schweißperlen auf seiner Stirn gebildet. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so schnell seine Hose auszieht. Wie ein Rumpelstilzchen auf Koks ist er durch die Umkleide gehüpft. Hat immer gebrüllt, er würde mich umbringen und dafür sorgen, dass ich auf Lebenszeit aus der Männergruppe ausgeschlossen würde. Ich habe ihm dann gesagt, er solle doch mal einen Baum imaginieren und tief in den Hoden atmen, das würde bestimmt helfen. Was er dann gesagt hat, schreibe ich besser nicht auf. Na ja, gehe ich halt nicht mehr in die Männergruppe. Vielleicht auch besser so. Vielleicht sollte ich mal was Richtiges für echte Kerls machen.

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