Im Schleudergang brennt noch Licht

Im Schleudergang brennt noch Licht

Bild via Space Ghost Zombie

Ich trage mich mit dem Gedanken, ein Buch zu schreiben. Machen ja gerade irgendwie alle, die ein bisschen schreiben können und sonst nicht wissen, was sie tun sollen. So ein Buch muss natürlich gut vorbereitet werden. Deshalb habe ich vorher mal recherchiert. Beste Chancen haben im Moment vor allem Frauenbücher. Männer lesen ja nicht, nur Frauen. Wenn Männer lesen, dann Krimis oder Biographien von großen Persönlichkeiten, die sie selber nicht sind, aber gerne wären. Frauen lesen eher Liebesgeschichten. Die werden auch viel besser verkauft. Deshalb schreibe ich auch eine Liebesgeschichte. Ein Melodram. So eins, das Männer dann heimlich lesen und ein bisschen weinen können. Den Titel habe ich auch schon: „Im Schleudergang brennt noch Licht“

Eine handelsübliche Unterhose führt, so wie Millionen andere Unterhosen auch, ein recht langweiliges Leben. Sie wird angezogen, verschwindet unter einer Hose im Dunklen, wird gewaschen und landet dann im Schrank, bis sie wieder angezogen wird. Eines Tages lernt die Unterhose im Schrank eine wunderschöne Damenstrumpfhose kennen und verliebt sich sofort in ihre langen schlanken Beine. Die Damenstrumpfhose will natürlich nichts von der ordinären Unterhose wissen. Sie hält sich für etwas Besseres, weil sie ein aufregendes Leben führt, abends in exklusive Clubs ausgeht, an Dinnerpartys und Vernissagen teilnimmt und von allen wegen ihres Aussehens bewundert wird.

Eines Tages geraten die Beiden gemeinsam in die Wäsche. Im Schleudergang passiert dann das Unglück. Die Strumpfhose verknotet sich unentwirrbar mit ihren langen Beinen in die Unterhose. Nur einer von den Beiden kann überleben. Doch dann werden der Strumpfhose in einer dramatischen Notoperation die Beine amputiert und sie muss ihr Leben mit den anderen ordinären Unterhosen fristen. Natürlich macht sie die Unterhose für ihre Situation verantwortlich und ist fürchterlich gemein zu der Unterhose. Doch die Unterhose hat ein großes Herz und gibt nicht auf. Sie kümmert sich rührend um die beinamputierte Strumpfhose.

Gerade als sich die beiden ein wenig näher kommen, weil die Damenstrumpfhose erkennen muss, dass sie ohne die Hilfe der Unterhose nicht weiterkommt, werden sie plötzlich gegriffen und in einen Altkleidersack gesteckt. Die Strumpfhose ist voller Angst und klammert sich während der ganzen Fahrt an die Unterhose, die sie tröstet. Am Ende der Fahrt gesteht sie dann der Unterhose ihre Liebe. In der Sortierstation werden die Beiden aber endgültig brutal auseinander gerissen. Die Unterhose schreit noch laut „Adrian“ und versucht die Strumpfhose festzuhalten, aber alles ist vergeblich.

Im zweiten Teil des Buches wird dann der unterschiedliche Weg der beiden beleuchtet. Wie sie einander nicht vergessen können und sich einmal sogar kurz in einer Wäscherei in Maputo treffen, um am Ende jedoch wieder in getrennten Wäschekörben abtransportiert zu werden. Die Strumpfhose hat natürlich, das ist psychologisch wichtig, das schwerere Los getroffen und wird in dieser Zeit sanftmütig und liebenswert. Über verschiedene Irrungen und Wirrungen hinweg finden die Beiden dann doch noch zueinander. Am Schluss hängen sie gemeinsam im Sonnuntergang an einem wunderschönen Strand auf der Wäscheleine. Eine sanfte Brise weht und unter ihnen spielen Kinder fröhlich im Sand.

Wird bestimmt eine Kracher das Buch, oder? Ich plane ja fest mit einem Weltbestseller und der Verfilmung mit Scarlett Johannsen in der Rolle der Wäscheleine. Später schreibe ich dann meine Memoiren. Schwanke aber noch zwischen den Titeln „Ein Regenbogen namens Karl-Heinz“ und „Gespräche mit einer Banane“.

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